Standorte sind eine (neben Domänencontrollern) physikalische Komponente des Active Directorys. Durch das erstellen von Standorten kann:



  1. die Replikation (Inter-Site) zwischen Domänencontrollern (DC) optimiert (standortübergreifend werden die Daten komprimiert) und
  2. den Clients, der Zugriff auf Netzwerkressourcen die sich an deren physischen Standort befinden gewährleistet werden, ohne die WAN-Verbindung zu belasten.


Grundsätzlich gilt, durch das Festlegen von Standorten im Active Directory, beeinflusst man den Replikationsverkehr sowie welche Dienste von
den Clients im wesentlichen genutzt werden.
Z.B. wird ein lokaler Domänencontroller eher verwendet (
Domänencontroller am Standort), als ein Domänencontroller an einem anderen Standort oder
eine lokale Replik eines DFS-Ordners wird anstelle einer Replik eines anderen Standortes bevorzugt. Weiterhin ist es möglich,
standortabhängig nach Druckern zu suchen.


Der Knowledge Consistency Checker (KCC) erstellt anhand der Standort-Informationen die optimale Replikationstopologie.
Nähere Informationen unter:
Active Directory-Replikation




Was ist alles zu beachten und durchzuführen, wenn ein Domänencontroller an einen anderen bzw. neuen Standort verschoben werden soll?






  1. Zuerst muss die WAN-Verbindung physikalisch eingerichtet werden. Dazu müssen die jeweiligen Router in ihren Standorten aufgestellt,
    eingestellt sowie das Routing konfiguriert werden.


  2. Wie so oft, ist das DNS ein elementarer Dienst bei diesem Vorgang. Existieren alle Unterordner (_sites, _msdcs, _tcp, _udp) in der Forward Lookup Zone (FLZ)?
    Die interne DNS-Namensauflösung sollte ordnungsgemäß funktionieren und in den TCP/IP-Einstellungen sollte ein autoritativer DNS-Server
    eingetragen sein (Punkt 8 beachten). Die beiden Tools DCDIAG und NetDIAG, sind hilfreiche Werkzeuge um die Ausgangsbasis zu kontrollieren.
    REPADMIN und REPLMON helfen beim Aufdecken von Replikationsproblemen die sich in den Windows Support Tools befinden.


  3. Im MMC Snap-In „Active Directory-Standorte und –Dienste“ muss zuerst ein Standortobjekt erstellt (mit einem Rechtsklick auf Sites) und eine
    Standortverknüpfung für diesen Standort ausgewählt werden. Beim Einrichten des ersten Domänencontrollers in der Gesamtstruktur wird ein
    Standortobjekt mit dem Namen Standardname-des-ersten-Standorts erstellt, sowie die Standortverknüpfung DEFAULTIPSITELINK,
    allerdings ohne ein Subnetzobjekt. Beide Objekte können jederzeit umbenannt werden.


  4. Als nächstes sollte zu einem korrekten Design, das entsprechende Subnetzobjekt erstellt (mit einem Rechtklick auf Subnets) und dem
    Standort zugewiesen werden. Zum erstellen eines Subnetzobjekts werden die Informationen, Netzwerkadresse oder IP-Adressbereich sowie
    die Subnetzmaske benötigt. Ein Standort kann dabei mehrere Subnetze umfassen.


  5. Im nächsten Schritt, gilt es eine Standortverknüpfung für die Inter-Site (standortübergreifende) Replikation zu erstellen.
    Dazu erweitert man Sites, danach Inter-Site-Transports, klickt mit rechts auf den Container IP und wählt Neue Standortverknüpfung.
    Danach vergibt man dieser Standortverknüpfung einen Namen und fügt zwei (oder mehr) Standorte in die Spalte Standorte in dieser Standortverknüpfung hinzu.
    Wobei jede Standortverknüpfung mindestens zwei Standorte enthalten muss. Idealerweise vergibt man Namen, die zeigen welche Standorte verknüpft sind.
    Als Beispiel für eine Verknüpfung zwischen Frankfurt und Berlin: FRA-BER.


  6. In den Eigenschaften der Standortverknüpfung können der Zeitplan (standardmäßig jederzeit), das Intervall (standardmäßig alle 180 Minuten),
    die Kosten (standardmäßig 100) und das Replikationszeitfenster konfiguriert werden. Umso niedriger die Kosten sind, umso höher ist die Priorität.


  7. Bevor der Domänencontroller an seinen neuen Standort verschoben wird, gilt es die IP-Informationen entsprechend dem Ziel-Ort anzupassen.
    Diese wären:

                             – IP-Adresse inklusive der Subnetzmaske
                             – Standardgateway
                             – DNS-Server Adresse
                             – WINS-Server Adresse

    Für Details siehe:
    Die IP – Adresse eines Domänencontrollers ändern


  8. Ist auf dem Domänencontroller der DNS Dienst installiert und dieser zeigt in seinen TCP/IP-Einstellungen als Bevorzugter DNS-Server auf sich selbst,
    so sollte (übergangsweise) ein zentraler/anderer DNS-Server dort eingetragen werden (bzw. ein DC/DNS des „alten“ Standorts).
    Diesen Vorgang beschreibt Microsoft als
    Inseleffekt vermeiden
    Unter Windows Server 2003 kann als Alternativer DNS-Server der DC selbst mit seiner echten IP-Adresse dort eingetragen werden.
    Stattdessen wird unter Windows Server 2000 als „Bevorzugter DNS-Server“ ein zentraler DNS-Server und als „Alternativer DNS-Server“
    ein anderer DNS-Server empfohlen einzutragen
    DNS Server becomes an island when a domain controller points to itself for the _msdcs.ForestDnsName domain


  9. Wenn von einer übergeordneten DNS-Zone eine Zonen Delegierung auf diesen DC/DNS-Server existiert,
    so gilt es die IP-Adresse für diese Delegierung zu aktualisieren.


  10. Es sollte kontrolliert werden, ob dieser Domänencontroller ein bevorzugter Bridgeheadserver an seinem alten Standort ist.
    Im Kontextmenü (Rechtsklick) des Servers (im Snap-In “Active Directory-Standorte und -Dienste”, unter Sites-seinem Standort-Servers) wählt man
    die Eigenschaften aus. Danach kann in der Spalte Server ist ein bevorzugter Bridgeheadserver für folgende Transporte: überprüft werden,
    ob dort der Eintrag IP existiert. Mit markieren von IP und anschließend durch klicken auf Entfernen, kann der Server so konfiguriert werden,
    dass er kein bevorzugter Bridgeheadserver ist. Welche Server in der Gesamtstruktur als Bridgeheadserver fungieren, kann mit ADSIEdit.msc aus den
    Windows Support Tools, auf einen Blick im Configuration Container eingesehen werden.
    Dort im Pfad CN=Configuration,DC=NamederRootDomäne,CN=Sites,CN=Inter-Site-Transports,
    gilt es mit einem Rechtsklick auf CN=IP die Eigenschaften auszuwählen. Danach mit einem Doppelklick auf bridgeheadServerListBL sieht man
    unter Values die Distinguished Names (DN) der jeweiligen Serverobjekte.


  11. Zum Verschieben eines Serverobjekts in einen anderen Standort, navigiert man im Snap-In „Active Directory-Standorte und –Dienste“ unter Sites auf
    den Standort in dem sich das Serverobjekt befindet, erweitert Servers und klickt mit rechts auf den zu verschiebenden Server und wählt
    Verschieben…
    Im anschließend erscheinenden Dialogfeld wählt man den Zielstandort aus und bestätigt mit OK. Danach sollte der neue Standort ausgewählt und der
    Container Servers erweitert werden um zu kontrollieren, ob das Serverobjekt (sowie unterhalb dessen, dass NTDS Settings Objekt) vorhanden ist.
    Verschieben eines Domänencontrollers zwischen Standorten


  12. Nach dem Verschieben, aktualisiert der Domänencontroller die SRV-Records im DNS entsprechend seiner neuen IP- sowie Standort-Informationen.
    Genauer gesagt, aktualisiert der Netlogon-Dienst die Einträge. Dieser Vorgang kann auch manuell vollzogen werden (net stop netlogon && net start netlogon).
    Falls sich der DC nicht mit seinen neuen Standort-Informationen im DNS einträgt, könnte es hilfreich sein, die Datei NETLOGON.DNS im Verzeichnis
    %windir%\system32\config zu überprüfen. Zur Kontrolle hilft ein Blick in die Ereignisanzeige auf dem verschobenen Domänencontroller.
    Dort sollte im Verzeichnisprotokoll nach kurzer Zeit, nicht der Netlogon-Fehler mit der Ereignis-ID 5774 erscheinen.
    SRV Records Cannot Be Registered on a DNS Server


  13. Das DNS sollte zwingend bereinigt werden. Denn nach dem verschieben des DCs, bleiben die Einträge vom alten Standort weiterhin im DNS bestehen.
    Dazu sind die SRV-Records aus dem Pfad _tcp.<Name des Standorts>._sites.dc._msdcs.Domäne.TLD vom alten Standort zu entfernen.
    Ansonsten könnten sich die Clients weiterhin versuchen, an dem DC der an einen anderen Standort verschoben wurde, zu authentifizieren.
    Das Resultat wären langsame Anmeldevorgänge.


Nach einem Domänencontroller-Neustart läuft die Konsistenzprüfung (KCC) zum ersten Mal nach fünf, anschließend alle 15 Minuten.
Dieser erstellt und löscht nach Bedarf die Replikationsverbindungsobjekte um die Intra- (standortintern) sowie Inter-Site (standortübergreifend)
Replikationstopologie den neuen Anforderungen anzupassen. Daher ist es wichtig, im Snap-In „Active Directory-Standorte und –Dienste“
die Standortstruktur (sowie die Subnetze) vollständig zu konfigurieren (Zeitplan+Intervall+Kosten), damit der KCC mit den eingetragenen Informationen,
die ideale Replikationstopologie berechnen kann.


Das Intervall kann mit einem Eintrag in der Registry verändert werden. Standardmäßig existieren die folgenden beiden Schlüssel nicht.
Durch erstellen dieser Schlüssel, kann Einfluss auf das Verhalten des KCC genommen werden:

HKEY_LOCAL_MACHINE\SYSTEM\CurrentControlSet\Services\NTDS\Parameters

Repl topology update delay (secs)
Default: 300 Sekunden (5 Minuten)
Data type: REG_DWORD
Repl topology update delay (secs)


sowie im gleichen Pfad:


Repl topology update period (secs)
Default: 900 Sekunden (15 Minuten)
Data type: REG_DWORD
Repl topology update period (secs)




Zum Schluss sollten die Dienste DNS sowie WINS kontrolliert werden.
Sind die Einträge im DNS aktualisiert worden, vor allem in dem _sites Ordner unterhalb der FLZ bzw. in der _msdcs.<FLZ> Zone?
Stimmen die Einträge im WINS, falls nicht, sind diese Registrierungen per nbtstat –RR zu forcieren oder im Ausnahmefall manuell zu korrigieren.
Zeigen die anderen Domänencontroller in den anderen Standorten den verschobenen Domänencontroller in ihren eigenen MMC Snap-Ins
“Active Directory-Standorte und –Dienste” im neuen Standort an?



Mit REPLMON sowie REPADMIN kann die Replikation überprüft werden.
Die Replikationstopologie des verschobenen Domänencontrollers sollte ebenfalls überprüft werden. Dieses kann im Snap-In „Active Directory-Standorte und –Dienste“
mit einem Rechtsklick auf die NTDS-Settings des verschobenen DCs, dann nach Auswahl von Alle Aufgaben mit einem Klick
auf Replikationstopologie überprüfen geprüft werden.


Mit REPADMIN /SHOWREPL kann ebenfalls überprüft werden, ob sich der DC an seinem neuen Standort mit den anderen Domänencontrollern repliziert.



Weiterhin kann nach dem verschieben erneut mit DCDIAG sowie NetDIAG der Domänencontroller überprüft werden. Mit beiden Tools kann sichergestellt werden,
dass der Domänencontroller seine Dienste im Active Directory nun unter der aktuellen IP-Adresse anbietet sowie erreichbar ist.
Ein Blick in das Verzeichnisdienstprotokoll das in der Ereignisanzeige enthalten ist, wäre ebenfalls sinnvoll um sicherzugehen, dass keine etwaigen Probleme bestehen.


Falls auf dem verschobenen Domänencontroller der DHCP-Dienst installiert ist, so sollte die konfigurierte IP-Bereichsoption den aktuellen IP-Informationen des neuen
Standorts angepasst werden. Die korrekte DHCP Autorisierung im Active Directory sollte jetzt ebenfalls überprüft werden.

 


 


Weitere Informationen:
Einen Standort umbenennen
Gründe für das Einrichten eines Einzelstandortes oder separater Standorte
Replikation: Standorte & Standortverknüpfungsbrücken
Konfigurieren einer Replikation zwischen Standorten
Entwerfen der Standorttopologie
KCC and Topology Generation
Using Repadmin.exe to troubleshoot Active Directory replication

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